Die Synapsen der Energiezukunft

Nachgefragt bei Thoralf Ehnert

ENV-V3000D_RZ_MAGAZIN_Beileger_Herbst-Winter_21_digital_raed03 (4)-23

Spannung garantiert: Für einen Produktentwickler gibt es nichts Schöneres als die Veränderung des Status quo. Das macht der Strommarkt gerade, selbst wenn die meisten Verbraucher davon wenig mitbekommen. Ein kleiner Kasten namens Energiemanager ist das entscheidende Bindeglied zwischen Verbrauchern und Erzeugern, damit trotz immer stärker schwankender Erzeugungsspitzen aus regenerativen Quellen die Glühbirne nicht flackert. Was es mit dem Energiemanager auf sich hat – wir haben bei Thoralf Ehnert,/-management enviaM, nachgefragt.

Energiemanagement – klingt kompliziert. Was ist das?

Thoralf Ehnert: Mit dem Strom ist das so ein Ding: Stecker rein, Schalter an und er fließt. Das funktioniert so lange gut, wie ich ihn einfach nur nutze. Spätestens wenn ich ihn aber selbst erzeuge – z. B. durch die Solaranlage auf dem Dach –, wird es anders. Denn dann will ich natürlich dafür sorgen, dass meine Geräte vorrangig mit selbst erzeugtem Strom laufen. Dazu müsste ich aber die Waschmaschine immer dann anschalten, wenn zufällig gerade die Sonnescheint. Sie soll jedoch automatisch laufen, sobald die Solaranlage Strom liefert.

Das Energiemanagement ist die Schaltzentrale, die solche Fälle automatisch aussteuert und damit den Eigenverbrauch optimiert. Und das auch für andere Großverbraucher, wie das Laden vom E-Auto mit Solarstrom oder auch die strombetriebene Heizung, übernimmt. Ein bisschen wie das Nervensystem im Körper und die Synapsen im Hirn, die alles verbinden und steuern. Also das Nervenzentrum für Solaranlage und Verbraucher zuhause, damit alles aufeinander abgestimmt funktionieren kann. Um im Bild zu bleiben: Hätten wir kein Hirn, wären unsere Bewegungsabläufe als Menschen unkoordiniert. :-)

 

Was ist daran so interessant?

TE: Als Beispiel: Historisch bedingt wurden Nachtspeicherheizungen zwischen 22 und 6 Uhr geladen, weil da der Strom nicht anderweitig gebraucht wurde. Heute tritt so ein Stromüberschuss aber auch tagsüber auf, weil z. B. bei schönem und windigem Wetter mehr Strom von Solar- und Windkraftanlagen produziert wird. Also können die Heizungen ja damit geladen werden. Das ist in dem Fall aber nicht mehr pauschal über eine Uhrzeitmöglich, weil es von dem jeweiligen Wetter vor Ort abhängt. Das Energiemanagementorganisiert genau das und sorgt dafür, dass die Heizung den Stromüberschuss aufnimmt. Falls natürlich gerade Heizbedarf ist und keine Sonne scheint, greift das Energiemanagement trotzdem auf den normalen Netzstrom zurück.

Ebenso kann dann auch einfach das E-Auto mit der Solaranlagegeladen werden. Hier passt das Energiemanagement auch auf, dass das Auto nur mit so viel Leistung geladen wird, wie die Solaranlage erzeugt. Das heißt, wenn das Auto normalerweise an der Wallbox mit 11 kW geladen wird und die Solaranlage nur 5 kW liefert, würden die fehlenden 6 kW aus dem Netz gezogen werden. Das Energiemanagement überwacht das und steuert die Wallbox so an, dass nur der überschüssige Strom aus der Solaranlage ins Auto fließt. So können solche Fälle automatisch überwacht und auch gesteuert werden, je nach Kundenwunsch. Übrigens auch so weit, dass das System den Kunden und seinen Bedarf Stück für Stückkennenlernt und dann selbst entscheidet, ob der Solarstrom gerade besser in das E-Auto für die Ausfahrt morgen früh oder in den Speicher für das Licht am Abendfließen soll. Strom kann somit viel smarter genutzt werden.

Worin liegt das große Energieeinsparpotenzial für die Zukunft?

TE: Ich bin mir gar nicht sicher, ob „Energieeinsparen“ das große Thema der Zukunft sein wird. Vielleicht ist es eher „die richtige Energie zur richtigen Zeit zu nutzen“ – d. h. vorrangig klimaneutralerzeugte Energie aus Wind- und Solaranlagen. An guten Tagen produzieren wir heute schon mehr Energie, als wir brauchen. Wenn wir es als Gesellschaft schaffen, diese zu speichern und dann zu dem Zeitpunkt abzurufen, wenn wir sie brauchen, können wir irgendwann vielleicht auf Strom aus fossilen Brennstoffen verzichten. Und bräuchten dann kein schlechtes Gewissen mehr beim Verbrauch von Energie zu haben. Genau dafür brauchtes das Energiemanagement, welches Erzeuger und Verbraucher– auch beim Kunden zu Hause – entsprechend intelligent automatisiert steuert.

ENV-V3000D_RZ_MAGAZIN_Beileger_Herbst-Winter_2021_A4_Cv2_DRUCK02-29

Und wie sieht die Energiewelt von morgen für den Verbraucher aus?

TE: Wir reden mittlerweile nicht mehr vom Konsumenten, sondern häufiger vom Prosumer – also Produzent und Konsument gleichzeitig. Seine Welt ist eine ganz andere als bisher: Er will als Konsument eine sichere Stromversorgung wie bisher, gleichzeitig aber seinen selbst erzeugten Strom optimal nutzen. Hier ist gerade viel im Wandel. Der Erzeuger will natürlich seinen eigenen Strom so flexibel wie möglich nutzen. Dem Nachbarn mal ein paar kWh zur Verfügung stellen? Oder den überschüssigen Strom der Tochter beim Studium schenken? Perspektivisch mit dem Energiemanagement kein Problem. Und auch der Konsument fragt zunehmend nach, wo sein Strom her kommt und ob er den auch aus der Region bekommen kann.

Auch hier bringt der Energiemanager Erzeuger und Verbraucher besser zusammen. Das geht bis dahin, dass z. B. eine Kommune ihren Solar- und Windstrom eben auch vorrangig in der Kommune absetzt, statt ihn an den Netzbetreiber abzutreten. Ich bin überzeugt davon, dass es auch bei uns, vergleichbar mit den Datenvolumenprodukten in der Telekommunikationsbranche, um die besten Energielösungen für die Kunden gehen wird. Wir alle kennen noch die Happy-Hour- oder Wochenend-Tarife und die mehrere Seitenumfassende monatliche Abrechnung, wo jedes Telefonat mit der entsprechenden Tarifzone und Gesprächslänge aufgeführt war. Und heute? Ein Preis, ein Datenvolumen, Telefon- und SMS-Flat. Wenn ich mehr Datenvolumenbenötige, muss ich es mir dazu buchen oder die Übertragungsrate wird gedrosselt. Und wenn ich meine Abrechnung sehen möchte, gehe ich in die App. Ichglaube, dass es sich auch bei uns zukünftig immer mehr um entsprechende Energielösungen handeln wird.

Schon gewusst?

Das enviaM Energiemanagement gibt es beim Kauf von enviaM Solarlösungen kostenfrei dazu. Sie interessieren sich für eine Solaranlage?